Info zur Produktgruppe

Definition

Hilfsmittel gegen Dekubitus dienen der Vorbeugung von Dekubitus und unterstützen deren Behandlung. Bei einem Dekubitus liegt eine lokale Schädigung der Haut und des darunterliegenden Gewebes vor, die zum Beispiel bei Versicherten, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, durch anhaltenden Druck beziehungsweise Druck in Verbindung mit Scherkräften zu einer Deformation von Gewebe und Komprimierung der entsprechenden Blutgefäße entsteht. Bei einem daraus resultierenden Dekubitus liegt eine lokale Schädigung der Haut und/oder des darunterliegenden Gewebes in unterschiedlichen Ausprägungen vor. In der Pflege bekannte Positionierungstechniken sowie prophylaktische Maßnahmen, beispielsweise durch den Einsatz eines Anti-Dekubitus-Hilfsmittels, können einer solchen Schädigung vorbeugen beziehungsweise die Behandlung unterstützen.

Die grundlegenden Wirkprinzipien bei Hilfsmitteln gegen Dekubitus entsprechen der Druckverteilung, der Freilagerung sowie der intermittierenden Druckentlastung. In der Produktgruppe werden die gelisteten Hilfsmittel gegen Dekubitus hinsichtlich der technischen Eigenschaften und Wirkprinzipien wie folgt unterteilt:

- Hilfsmitteln gegen Dekubitus aus Weichlagerungsmaterialien

Die Produkte (Auflagen, Matratzen, Kissen) unterscheiden sich hinsichtlich der Materialbeschaffenheit sowie der Konstruktion und Oberflächengestaltung. Kombinationsprodukte, zum Beispiel mit Fluid-/Gel- oder Luftzellkomponenten sind in dieser Produktgruppe abgebildet.

- Hilfsmittel gegen Dekubitus aus Gel-/Fluidkomponenten oder mit Gel-/Fluidkomponenten

Diese Produkte bestehen aus synthetischen Gelen oder sogenannten Fluiden. Ein tiefes Einsinken der Versicherten oder des Versicherten tritt bei harten, schnittfesten Gelen nicht ein.

- Hilfsmittel gegen Dekubitus mit Luftzellkomponenten

Diese Produkte mit Luftzellkomponenten werden von einem entsprechenden Gerät mit Luft befüllt und können dem Gewicht der Versicherten oder des Versicherten angepasst werden oder passen sich automatisch an. Auch eine sich selbstständig einstellende Luftbefüllung mittels bestimmter Ventiltechnik ist möglich. Es wird weiterhin zwischen manuell zu regelnden und sich automatisch regelnden Systemen unterschieden. Letztere verfügen über unterschiedliche Sensortechnologien, die eine kontinuierliche, automatische Anpassung der Innendrücke der Hilfsmittel bei Lage- oder Positionierungsveränderungen der Versicherten oder des Versicherten ermöglichen.

- Hilfsmittel gegen Dekubitus zur intermittierenden Entlastung

Bei diesen Hilfsmitteln (Auflagen, Matratzen) handelt es sich beispielsweise um quer angeordnete Luftkammern, die mit einem Steuergerät abwechselnd be- und entlüftet werden.

Ein Steuergerät/Aggregat befüllt oder entlüftet die unterschiedlichen Luftkammern der Produkte wechselweise mit Raumluft, so dass es ständig zur Druckreduzierung durch wiederkehrende Druckentlastung kommt. Es wird zwischen manuell zu regelnden und sich automatisch regelnden Systemen unterschieden. Letztere verfügen über unterschiedliche Sensortechnologien, die eine kontinuierliche, automatische Anpassung der Innendrücke der Hilfsmittel bei Lage- oder Positionierungsveränderungen der Versicherten oder des Versicherten ermöglichen. Bei den manuell zu regelnden Systemen wird die Druckeinstellung in Bezug auf das Körpergewicht von der Versicherten oder dem Versicherten sowie der erforderliche Wechselzyklus eingestellt.

- Dynamische Liegesysteme zur Umlagerung

Diese Hilfsmittel gegen Dekubitus sind in der Längsrichtung beweglich und ermöglichen es u. a. durch zwei unter der Auflagefläche längs angeordnete Luftkammern, die durch ein Steuergerät be- und entlüftet werden, die Versicherte oder den Versicherten in eine (langsam) wechselnde Seitanlagerungsposition zu bringen. Es wird zwischen manuell zu regelnden und automatisch geregelten Systemen unterschieden. Geregelt werden kann sowohl der Positionierungswinkel als auch das Positionierungsintervall.
- Dynamische Komplettliegesysteme zur Stimulation von Mikrobewegungen

Diese Hilfsmittel gegen Dekubitus bestehen aus einer Schaumstoffmatratze, welche um spezielle Rahmen und/oder Steuergeräte/Aggregate ergänzt wird. Die Produkte stimulieren über verschiedene Mechanismen Mikrobewegungen.

- Statische Positionierungshilfen

Bei diesen Hilfsmitteln gegen Dekubitus handelt es sich um speziell geformte Kissen und Polsterelemente, welche zur Positionierung und Umlagerung von Extremitäten des Rumpfes oder des gesamten Körpers dienen. Auch Fersenschoner, Gelenkschoner et cetera finden sich hierunter zusammengefasst. Die Produkte werden als konfektionierte Hilfsmittel in einer sehr großen Vielfalt an Größen, Formen und individuellen Anpassungsmöglichkeiten angeboten.


Die Produktgruppe umfasst:

1. Liegesysteme
Bei Liegesystemen wird zwischen Auflagen, Weichlagerungsmatratzen, Dynamischen Liegesystemen/Komplettliegesystemen und Matratzen zur intermittierenden Entlastung unterschieden.

Auflagen werden auf die herkömmliche, in der Regel bereits vorhandene Matratze aufgelegt.

Weichlagerungsmatratzen, dynamische Liegesysteme/Komplettliegesysteme und Matratzen zur intermittierenden Entlastung ersetzen die herkömmliche, bereits vorhandene Matratze.

2. Sitzkissen
Zur Versorgung mit Sitzkissen stehen Produkte aus unterschiedlichen Materialien zur Verfügung. Sitzkissen sind auf die genutzten Sitzgelegenheiten/-möglichkeiten abzustimmen.

3. Statische Positionierungshilfen
Zur Positionierung und Umlagerung von Extremitäten, des Rumpfes oder des gesamten Körpers können Statische Positionierungshilfen eingesetzt werden.

4. Rückensysteme
Mit Hilfe von Rückensystemen kann beispielsweise ein vorhandenes Sitzkissen ersetzt werden. Derartige Rückensysteme bestehen aus einem Sitz- und einem Rückenkissen und werden auf der Sitzfläche und der Rückenlehne des Rollstuhls befestigt.


AUSWAHL EINES GEEIGNETEN HILFSMITTELS GEGEN DEKUBITUS

Aufgrund der vielfältigen Einflussfaktoren für die Entstehung eines Dekubitus und der individuellen Versichertensituation kann keine einheitliche Empfehlung zur Verwendung bestimmter Produktarten, z. B. bei bestimmten Risikostufen oder Dekubitusstadien, gegeben werden. Vielmehr sollten bei der Auswahl eines Produktes die Fähigkeitsstörungen der Versicherten und die Funktionseigenschaften des Produktes individuell aufeinander abgestimmt und begleitende Therapieziele berücksichtigt werden.


LEISTUNGSRECHTLICHE HINWEISE

Von der Leistungspflicht ausgeschlossen sind Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens. Zu den Gebrauchsgegenständen des täglichen Lebens gehören die Mittel, die allgemein Verwendung finden und üblicherweise von einer großen Zahl von Personen benutzt werden, hier zum Beispiel herkömmliche, rechteckige Kissen. Die Eigenschaft als Gebrauchsgegenstand geht nicht schon dadurch verloren, dass dieser durch gewisse Veränderungen (zum Beispiel andere Formen) oder durch bestimmte Qualität oder Eigenschaft behindertengerecht gestaltet wird.

Daher sind speziell geformte Kissen (zum Beispiel Venenkissen, Nackenkissen und -rollen, "orthopädische" Spezialkissen, Nackenheizkissen, Entspannungskissen, Kopfkissen mit luftbefüllbaren Kammern, Schwangerschaftskissen und auch Sitz- ersetzen Liegesäcke) unabhängig davon, ob sie mit weichpolsternden Materialien gefüllt, aus festem Schaumstoff oder luftbefüllbar sind, als Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens anzusehen. Für derartige Produkte besteht somit keine Leistungspflicht der gesetzlichen Krankenversicherung.

Für Sitz- und Lagerungsringe liegen keine medizinischen und pflegerischen Erkenntnisse vor, die belegen, dass die Produkte als Hilfsmittel gegen Dekubitus sinnvoll und zweckdienlich sind. Diese Produkte werden daher nicht in die Produktgruppe 11 "Hilfsmittel gegen Dekubitus" aufgenommen. Gleichwohl könnten sie gegebenenfalls für andere Indikationsbereiche einsetzbar sein.


Änderungsdatum 19.02.2024

Indikation

Es wird auf die in den Produktarten aufgeführten Indikationen sowie Ausführungen zu den Einzelprodukten in den Produktmerkmalen verwiesen.

Querverweise:
Produktgruppe: 20 „Lagerungshilfen“


Änderungsdatum 19.02.2024

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